Adventskalendergeschichte 2024

Sagte ... fragte … träumte ...

Erster Dezember

 

Mit den Träumen ist es eine seltsame Sache. Entweder sie kommen mitten in der Nacht und haben das Zeug dazu sich so in uns zu verstecken, dass wir uns am nächsten Tag nur selten oder schwer an sie erinnern können. Oder sie sind Tagträume in denen wir uns etwas so sehr wünschen, dass es unser ganzes Denken beherrscht. Jedenfalls haben sie einen gewissen Einfluss auf unser Leben. Man muss seinen Träumen folgen, um wirklich glücklich zu werden, sagen viele. In diesem Adventskalender soll es um gelebte und erfüllte Träume von Menschen gehen und – welche Anmaßung – auch um einen träumenden Gott.

 

Dabei sind viele der Texte ein wenig kürzer als aus den Vorjahren gewohnt. In der Kürze liegt jedoch gewissermaßen die Würze. Außerdem handelt es sich dieses Jahr nicht um Geschichten, die gewissermaßen nebeneinanderstehen, sondern die täglichen Texte stehen in einem Erzählbogen und somit in einem Gesamtzusammenhang.

 

 

Eine traumhafte Adventszeit wünsche ich all meinen Lesern und Leserinnen!

 

 

 

Zweiter Dezember

 

Sagte der alte Mann: „Siehst du Mädchen, leben kann man nicht, ohne das Leben vorher zu träumen. Erst träumte eine unserer Vorfahrinnen vom beherrschbaren Feuer, das das Leben und Überleben ihrer Sippe viel einfacher und sicherer machen könnte. Dann dachte sie nach und probierte vieles aus, bis sie schließlich den funkengebenden Feuerstein und den Zunderschwamm in den Händen hielt. Einer träumte von einem Mittel um schwere Lasten leichter transportieren zu können. Im Traum sah er das Rad und brauchte es nur noch nachzubauen. Träume können Wirklichkeit werden. Und: Träume sind wichtig um das wirkliche, gelebte Leben voranzubringen und zu verändern. Lass also Träume zu. Freunde dich mit ihnen an!“

 

 

 

Dachte das Mädchen nach. Sagte schließlich zweifelnd: „Aber die schlechten Träume! Die Albträume, die sich nachts auf die Brust legen und das Leben bedrückend machen, so sehr, dass man gar nicht mehr leben will. Warum – und wie - soll ich mich mit ihnen anfreunden?“

 

Dritter Dezember

 

Lächelte der Alte: „Wenn du schwierige Situationen im Traum schon erlebt hast, kannst du in deinem wachen Leben besser mit ihnen klarkommen. Lass auch die schlimmen Träume zu: auch sie werden dir helfen.“

 

Träumte Gott …. von Menschen die kreativ und kraftvoll ihr Leben gestalten und die sich dabei nicht nur auf andere verlassen.

 

 

Sagte das Mädchen: „Das kling gut! Ich träume mein Leben um es besser bewältigen zu können. Aber: andere träumen vielleicht von mir. Mein Vater zum Beispiel hatte einen Traum von mir. Tänzerin sollte ich werden; leicht wie eine Feder sah er mich über die Bühnen der Welt schweben. In seinen Träumen verzauberte ich das Publikum, es jubelte mir zu und feierte mich. Nun schau mich an, Alter: klein, körperlich unbeholfen und pummelig bin ich. Wie soll ich schweben können? Ich kann nicht die Träume anderer von mir erfüllen, selbst wenn ich wollte.“

 

 

Vierter Dezember

 

Forderte der Alte sie auf: „Schlafe und träume!“

 

Schlief das Mädchen also und träumte: Sie sah sich so, wie sie eben war: klein, ungeschickt und pummelig. Mit dem Vater stand sie vor einem großen Spiegel im Tanzstudio. Um ihm eine Freude zu machen versuchte sie sein Traumbild von ihr zu leben. Eine strenge Stimme forderte sie zu schwierigen Übungen auf – zu schwierig aber waren die Anweisungen und ihre Versuche die Befehle der Lehrerin zu befolgen sahen so lustig in ihrer Unbeholfenheit aus, dass sie nicht anders konnte als sich selbst lachend im großen Spiegel zuzusehen und schließlich aufzugeben. Auch der Vater konnte herzlich mitlachen. „Sei du selbst!“ sagte er schließlich „Ich hab dich so lieb wie du bist!“

 

 

Fünfter Dezember

 

Träumte Gott.... von Menschen die sich verstehen, die in den anderen nicht nur eine Leinwand für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse sehen, sondern jeden und jede als einzigartiges Wesen sehen und anerkennen.

 

Schmunzelte der Alte: „Noch weiß dein Vater gar nichts von seinem Mut der Wirklichkeit ins Auge zu blicken und sich mit ihr und dir zu versöhnen. Erzähl ihm von deinem Traum. Wenn es gut geht, wird er dich besser verstehen. Vergiss das nicht: Jeder Traum, ob gut oder schlecht, wird dich voranbringen.“

 

 

Sechster Dezember

 

Wandte das Mädchen ein: „Träumte die schon ältere Frau vom eigenen Haus. Überzeugte endlich auch ihren Mann, der sich eigentlich nichts sehnlicher wünschte als seinen Frieden und mehr als zufrieden mit ihrer Mietwohnung war. Doch weil sie immer weiter nörgelte und schimpfte und keifte, gab er nach: er liebte halt nichts mehr als seine Ruhe und seinen Frieden. Es wurden Grundstücke getauscht, Bauholz und anderes Material beschafft und ein junger Bauunternehmer bekam die Chance sein allererstes Haus zu bauen. Erwartet hatte der Mann, dass Frieden einkehren würde: schließlich erfüllte sich der Traum seiner Frau. Je höher aber das Haus wuchs, desto schlimmer wurde es mit dem Nörgeln, Schimpfen und Keifen seiner Frau. Und als der Hausbau endlich zum Abschluss kam und der letzte Nagel eingeschlagen war und das letzte Fenster geputzt in der Sonne blinkte und blitzte, da war ihr der Traum vom eigenen Haus längst zum Albtraum geworden: es drückten nun Schulden und Krankheiten die sich aus der Selbstüberforderung beim Mitbauen entwickelt hatten. Sie musste das letzte Geld aus ihrem Mann und ihren nun schon erwachsenen Kindern herauspressen um die Baukredite bedienen zu können. All ihr Glück am Haus war dahin: sie wurde böse. Sie konnte sich an ihrem erfüllten Traum nicht mehr erfreuen und noch viel schlimmer: sie missgönnte jedem anderen Menschen seine Freude am gelingenden Leben und wurde zu einer verbitterten alten Frau.“

 

 

Siebter Dezember

 

Weinte Gott.... über Menschen die sich selbst und anderen nicht gut tun; nicht weil sie das wollten, sondern weil sie nicht merken dass die zwanghafte Erfüllung ihrer Träume anderen Menschen den Zugang zur Verwirklichung ihrer eigenen Träume nimmt.

 

 

Nickte der Alte: „Ist das Haus aber für nachfolgende Generationen nicht zur Heimat, zum Ort der Geborgenheit und Liebe geworden? Konnten die Träume der Hausbewohner die nach der alten Frau das Haus bewohnten nicht ihren Albtraum überwinden? Du musst wissen: Jeder Mensch lebt seine eigenen Träume, die jeweils neu beginnen und die nicht von schlechten Träumen anderer beeinflusst werden. Recht hast du dennoch: Für die Frau ging ihr Traum nicht gut aus. Achtsam musst du sein, dass durch die Erfüllung deiner Träume nicht die Welt der anderen zerstört wird oder auch nur Schaden nimmt. Nicht achtsam träumen – du kannst deine Träume nur schwer beeinflussen – aber achtsam handeln. Die Träume, die man sich erfüllt, sollten nicht vom Haben handeln, sondern vom Sein. Immer mehr haben wollen, saugt die anderen Menschen aus. Irgendwoher muss das, was man haben will, ja herkommen. Woher, wenn nicht von anderen, die dann weniger haben? Wenn man die Träume verwirklicht, die vom Sein bestimmt sind, dann kann man andere Menschen beschenken, so dass diese dann reicher sind.“

 

 

 

Achter Dezember

 

Zog das Mädchen fragend die Brauen hoch: „Erklär mir das an einem Beispiel!“

 

Erklärte der Alte: „Denke an Freundlichkeit, Glück oder Freude: Wenn du von ihnen träumst, und sie dann im wachen Leben an andere weitergibst, wird ihr Leben doch schöner, ganz ohne dass dadurch jemandem irgendetwas weggenommen werden muss. Ich denke an ein junges Mädchen, das davon träumte ein Instrument spielen zu können. Ausgerechnet eine Posaune sollte es sein. Natürlich ist so ein Instrument teuer. Deswegen wirst du mir vorhalten, man müsse doch erst einmal etwas haben, um diesen Traum zu verwirklichen. Aber in ihrem Dorf gab es eine Musikkapelle, die an Interessierte Instrumente verlieh. Und so bekam sie das Instrument ihrer Träume. Und übte und lernte und übte wieder – solange bis sie nach Jahren Meisterin ihres Faches war und sogar einen Beruf aus ihrer Kunstfertigkeit machen konnte. Eine eigene Posaune war dann kein Problem mehr. Und immer wenn sie spielte, sang die Posaune lustige Lieder und auch traurige, denn manchmal lieben Menschen auch traurige Melodien. Wenn sie einen Verlust verschmerzen müssen zum Beispiel, oder wenn sie an ihrer Lebenssituation leiden. So konnte das junge Mädchen, als sie nicht mehr ganz jung war, anderen Menschen Freude und Glück vermitteln. Viel mehr und viel tiefer, als die Leute das ansonsten empfunden hätten. Die Gefühle die die Posaunistin zusammen mit ihren Melodien aus ihrer Posaune fließen ließ, drangen tief ins Herz ihrer Zuhörer und immer veränderte sich dadurch ihr Leben ein wenig zum Positiven.“

 

 

Neunter Dezember

 

Nickte das Mädchen: „Ich werde auch oft angerührt von Musik und schönen Liedern und freue mich über die Menschen, die die Mühe des Übens auf sich genommen und viel Zeit in die Erfüllung ihres Traums investiert haben, um anderen schöne Stunden zu ermöglichen.“

 

Träumte Gott.... von Menschen, die realistisch einschätzen können die Erfüllung welcher Träume ihnen wirklich gut tut; von Menschen, die sich durch erfüllte Träume nicht nur sich selber gut tun, sondern auch anderen.

 

 

Zehnter Dezember

 

Meinte der Alte: „Es gibt da auch erfüllte Träume bei denen alle Wünsche vordergründig in Erfüllung gehen. Und die trotzdem manchmal in einer Katastrophe münden. Denke an einen großen Film im Kino oder ein Lustspiel im Theater. Sie und er haben sich nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich gefunden. Der Hochzeitsmarsch wird gespielt während Braut und Bräutigam aus dem Portal der Kirche in den leuchtenden Sonnenaufgang schreiten. Was aber kommt nach dem Happy End?“

 

 

Wunderte sich das Mädchen: „Ist ein Happy End nicht etwas schönes? Wenn die Zuschauer mit Tränen der Rührung und des Glücks aus dem Kino strömen? Ach du meinst, dann kommt der Alltag, der im Film nicht mehr gezeigt wird. Der Alltag mit all seinen Herausforderungen.“

 

Elfter Dezember

 

Antwortet der Alte: „Höre zu, Mädchen! Da träumte ein Mann von einer Familie. All seine Freunde waren schon verheiratet. Das wollte er nun auch sein. Suchte sich eine Frau und heiratete. Und er bekam von ihr erst ein Kind und dann noch eins. Jetzt hatte er eine Familie: Frau und Kinder. Doch er blieb bei seinem alten Leben. Ging zum Fußballschauen, hatte seinen Stammtisch. Ja, er liebte den Alkohol und sein Beruf bedeutete ihm alles: den liebte er noch mehr. Für seine Familie hatte er weder Zeit noch hatte er Lust an ihr: sie störte nur das, was er als sein eigentliches Leben ansah. Denke drüber nach: Hat der Traum, den er sich erfüllt hat, ihm gut getan?“

 

 

Zwölfter Dezember

 

Dachte das Mädchen nach: „Aber obwohl der Mann seinen Traum so gelebt hat, dass er ihm selbst weder Segen noch Freude brachte, waren dann doch die Frau und die Kinder da. Sie hatten ihre eigenen Träume und ihre eigenen Leben: für sie war der schlecht gelebte Traum des Vaters nicht entscheidend; sie konnten ihre eigenen Träume leben und glücklich werden.“

 

 

Dreizehnter Dezember

 

Weinte Gott.... über all die Menschen die vom Egoismus Anderer geschädigt werden und die deswegen ein schwieriges Leben führen müssen.

 

 

 

Sagte dann das Mädchen: „Mach mir meine Träume nicht kaputt, Alter! Es gibt sicherlich viel mehr gelebte Träume die gut ausgehen als solche die in Tränen, Schmach und Trauer enden. Es müssen ja nicht die „großen“ Träume sein, die ein ganzes Leben im Innersten grundlegend verändern, die ein neues goldenes Zeitalter ausrufen. Kleine gelebte Träume, die ein Leben täglich lebenswert machen. Verstehst du, was ich meine?“

 

 

Vierzehnter Dezember

 

Nickte der Alte: „Klug hast du gesprochen. In Zeitaltern zu denken ist tatsächlich schwierig. Denn für jeden Menschen ist seine Zeit begrenzt. Die Zeit selbst eilt weiter, aber jeder Mensch muss eines Tages sterben und damit sind seine Zeit und seine Träume in der Welt um und verweht. Es ist nicht nur vernünftig, sondern macht sicher auch glücklich sich solche Träume zu erfüllen, die den nächsten Monat, die nächste Woche, den nächsten Tag oder die nächste Stunde, Minute und Sekunde betreffen. Denke an den Schluck aromatischen Kaffees, das gemütliche Abendessen mit Freunden, den Spaziergang an einem goldenen Nachmittag. Träume von einem interessanten Vortrag, einem Urlaub in neuer Umgebung und von der Zärtlichkeit eines jeden neuen Tages an dem du einen geliebten Menschen treffen darfst.“

 

 

Fünfzehnter Dezember

 

Lachte Gott…. voller Freude über die Menschen die sich an erfüllbaren Träumen freuen können und auch Kleinigkeiten als erfüllte Träume erkennen können.

 

 

 

 

 

 

Beschwerte sich das Mädchen: „Sollen wir aber nur „klein klein“ denken und die großen Visionen vorgeblich bedeutenden Menschen überlassen, den Milliardären und Stars und mächtigen Politikern? Existiert nicht in jedem Menschen ein ganzes Universum, das er gestalten und in dem er glücklich werden möchte?“

 

Sechzehnter Dezember

 

Schmunzelte der Alte: „So ist es recht, Mädchen! Denke nur groß! Was ich dir mit meinen Beispielen von kleinen erfüllten Träumen sagen wollte: Kleine Träume lassen sich leichter realisieren als die ganz großen. Wenn man sich aufmacht große Träume in die Wirklichkeit umzusetzen, stößt man wahrscheinlich auf Schwierigkeiten. Widrigkeiten können sich groß wie Berge mitten auf dem Weg auftun und es gehören ein großes Quantum Mut und viel Kraft dazu, den Weg zur Erfüllung des eigenen Traums weiterzugehen. Höre! Zu einer Zeit als für junge Mädchen der Weg zu den drei „K“ vorgezeichnet war, nämlich Küche, Kinder und Kirche, beschloss eine junge Frau sich dem nicht zu beugen sondern, ihrem Traum folgend, einen Beruf zu erlernen. Suchte sich eine Ausbildungsstelle. Ging weg von daheim. Bekam von ihrer Mutter, die mit dem Traum nichts anzufangen wusste, deshalb die Polizei auf den Hals gehetzt. Ging weiter ihren Weg. Bekam es mit einer Vorgesetzten zu tun, die, um selber groß zu wirken, andere immer nur klein machen konnte. Ging weiter ihren Weg. Biss am Wochenende direkt in einen Laib Brot, weil sie in der Fremde weder Messer noch Besteck noch Teller hatte. Musste ihr elendiglich kleines Zimmer mit anderen teilen. Verlor aber dennoch nicht den Glauben an ihren Traum. Ließ sich von nichts abschrecken und folgte ihrem Traum viele Jahre, bis er sich endlich erfüllt hatte.“

 

 

Siebzehnter Dezember

 

Lachte Gott… über die Menschen, die sich nicht gleich von kleinen und großen Schwierigkeiten abschrecken lassen, sondern ihren Traum leben.

 

Lachte auch das Mädchen und klatschte in die Hände: „So hatte ich das gemeint, Alter. Man muss sich trauen auch großen Träumen zu folgen. Man darf sich auf seinem Weg nicht einschüchtern lassen, von wem oder was auch immer, wie lange es auch bis zum Ziel dauert.“

 

 

Achtzehnter Dezember

 

Zögerte der Alte: „Auch wenn etwas auf den ersten Blick klein wirkt, kann es doch etwas wahrhaft großes sein. Ich kann dir gleich zwei Beispiele zeigen, Mädchen. Da war einer, der hatte davon geträumt ein kleines Licht für andere zu sein. Ein kleines Licht wird in unserer Welt der vielen großen Lichter und der allgemeinen Lichtverschmutzung doch untergehen, wirst du einwenden. Aber wenn es für einen Menschen wirklich dunkel ist, dann kann auch ein kleines Licht Trost und Hoffnung bedeuten. Und er setzte seinen Traum um: er lächelte Menschen an, wenn das am wenigsten erwartet wurde. Er bot eine hilfreiche Hand, wenn Not am Mann war. Er tröstete andere, wenn sie traurig waren. Er war zugewandt, wenn andere sich abwendeten. Manchmal wurde er missverstanden und sein Traum wurde ihm zu einem schlechten Traum. Wenn einer zu nett ist, dann kann das falsch ausgelegt werden. Aber dennoch hielt er an seinem Traum fest.“

 

 

Neunzehnter Dezember

 

Eine andere hatte den Traum, ihre Mutter nicht in einem Pflegeheim sterben zu sehen. Als die Mutter sich nicht mehr selbst versorgen konnte, organisierte sie ihr Leben um. Arbeitete von zu Hause aus. Bat ihre Freundinnen und Freunde um Verständnis für die Lage. Nahm an keinen Veranstaltungen mehr außerhalb ihres Hauses teil. So stellte sie sicher, immer Zeit für die Mutter zu haben bis das nicht mehr notwendig war.

Bei diesen zwei Menschen kannst du sehen, dass nicht das große, besondere Ereignis verändert, sondern die kleinen Schritte: manchmal kann man als kleines Kind mehr verändern, als als großer König.“

 

 

Zwanzigster Dezember

 

Weinte das Mädchen: „Das scheint mir alles nicht ganz so einfach. Wenn ich dir so zuhöre, Alter, will ich mir ja gar keine Träume mehr erfüllen. Bei vielen deiner Erzählungen von verwirklichten Träumen scheint es mir vor allem zweierlei Ergebnisse zu geben: Entweder handelt es sich um einen guten Traum mit schlechten Nebenwirkungen oder aber um einen schlechten Traum mit guten Nebenwirkungen. Für die eine lässt sich ihr Traum verwirklichen; alle anderen aber leiden unter der Verwirklichung des Traumes. Ein anderer hat einen schlechten Traum, der sich aber am Ende als Segen für ihn erweist. Soll man denn wirklich seinen Träumen folgen und nicht viel lieber direkt die Wirklichkeit gestalten. Wieviele Relikte ehemals verwirklichter Träume stehen als armselige Ruinen in der Landschaft oder liegen abgenutzt auf der Müllhalde der Geschichte? Wieviele Träume sind gescheitert und hinterließen nichts als Bitterkeit? Wenn man realistisch das Machbare plant, dann muss man sich nicht mit vergeblichen Träumen auseinandersetzen, oder?“

 

 

Einundzwanzigster Dezember

 

Lächelte der Alte: „Das hatten wir ja schon mein Kind. Nutzlos ist keiner all der vielen Träume. Sie erweitern das Denkbare, weil wir in ihnen das Unvorstellbare bereits erleben. Nur sollten wir sie daraufhin abklopfen wieviel Gutes aus ihrer Verwirklichung entspringen kann – und auf die Verwirklichung all der Träume verzichten, die negative Folgen haben könnten.“

 

Wagte das Mädchen: wieder zu träumen.

 

 

Zweiundzwanzigster Dezember

 

Fragte das Mädchen: „Aber wie ist das, wenn einer einen Traum hat, einen richtig guten, dessen Verwirklichung vielen Menschen helfen kann; ein Traum der allen Menschen Perspektiven für ein gelingendes Leben schenken kann. Und der wohnt dann in einem kleinen Dorf, wo ihn jeder kennt. Seinen Vater kennt jeder und seine Mutter natürlich auch. Und die vielen Ahnen: die Großmütter und Großväter bis in die wer weiß wievielte „Ur-Generation“; an die können sich auch noch viele erinnern. Und wenn die Menschen dann sagen: Sein Vater war ein Taugenichts, sein Großvater war auch einer. Seiner Mutter hab ich nie über den Weg getraut und seiner Großmutter noch viel weniger. Wie soll denn aus so einer Familie einer kommen, der eine Lösung für unsere vielfältigen Probleme haben kann? Das werden die Menschen sagen. Der Traum wird nicht über die Grenzen des Dorfes hinausgelangen, weil er im Dorf schon so vehement abgelehnt wird. Und der Traum des jungen Mannes wird untergehen, wird verblassen, weil niemand sich auf diesen Traum einlassen will.“

 

 

Dreiundzwanzigster Dezember

 

Wiegte der Alte den Kopf: „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Das findest du schon in alten Schriften geschrieben. Für manche Träume musst man über Grenzen hinaus gehen. Man muss loslassen um so viel mehr gewinnen zu können.“

 

 

Stelle ich mir vor: Als alles geschaffen war und Gott sich als Jahwe seinem auserwählten Volk vielfältig geoffenbart hatte; sich dabei zeigte, dass der Mensch, vielmehr alle Menschen eine einzige große Enttäuschung waren, kratzte sich Gott quasi am Kopf (um das mal in einem menschlichen Bild zu formulieren) und sann nach über die verrückte Menschheit, der er noch dazu die absolute Freiheit gegeben hatte.

 

Vierundzwanzigster Dezember

 

Träumt Gott.... will selbst einer derjenigen werden, die er geschaffen hat. Will sehen, fühlen, erleben und erfahren wie das ist: ein Leben als Mensch. Will helfen und verändern. Ein sonderbarer Traum. Doch so geschieht es:

 

 

Macht Gott: schickt Träume, denn er braucht Menschen die Träume Wirklichkeit werden lassen und ihm so helfen.

 

 

Träumen Maria und Josef: lassen dann die Idee Gottes lebendige Wirklichkeit werden.

 

 

 

Dürfen wir alle träumen. Und lachen. Und machen.

 


ENDE


Allen meinen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest ... und ein traumhaftes Jahr 2025!

Kommentare: 3
  • #3

    Natalia (Dienstag, 31 Dezember 2024 18:33)

    Was wäre nun unseres Leben ohne unsere Träume oder unseren Glauben.
    Danke für die tolle Momente die du mit uns teilst �

  • #2

    mtb (Donnerstag, 12 Dezember 2024 02:22)

    "Sie konnten ihre eigene Träume leben und glücklich werden" .. Abhängig von der Beschaffenheit der Beziehungen in einer Familie kann das ein wirklich ein schwieriger Weg sein. Es gibt ja immer Erwartungen anderer und dann aber eben auch die " Verpflichtung" das beste aus seinem eigenen Leben zu machen. Sich aus den Träumen anderer zu lösen und es schaffen sein eigenes Leben zu leben, ist nicht ganz einfach, aber ein wichtiger Schritt auf jedermanns Lebensweg.
    Danke für die Anregungen zum Nachdemken.
    Mtb

  • #1

    Sabine (Sonntag, 08 Dezember 2024 04:32)

    Lieber Peter,
    ich danke dir, dass du uns auch in diesem Jahr wieder eine Adventskalendergeschichte für die Vorweihnachtszeit schenkst und ich freue mich sehr über das Thema dieses Jahres.

    Träume (oder Wünsche) sind wichtig, weil sie Entwicklung bedeuten und uns Hoffnung auf Veränderung geben.

    Ich bin gespannt welche Träume in deinen Geschichten noch auf uns zukommen.
    Liebe Grüße Sabine