Verbrennungszeremonien sind im täglichen Leben Balis eines der auffallendsten Merkmale des Hinduismus. Außergewöhnliche Tierfiguren und turmartige Gestelle, in denen die Toten transportiert werden, fallen sofort ins Auge.
Nachdem ein Balinese verstorben ist wird er zunächst in große Eisblöcke verpackt um die in den Tropen schnell einsetzende Verwesung zu verlangsamen.
Da sich nicht jeder beliebige Tag für eine Verbrennung eignet, wird ein "guter Tag" von der Priesterschaft festgelegt. Bis zu diesem Datum bleibt der Leichnam auf Eis gelegt.
Ein Tag vor dem eigentlichen "Ngaben" - der Kremation trifft sich die gesamte Großfamilie des Verstorbenen. In festlicher Tempelkleidung begeben sie sich zu einer Quelle um dort "heiliges Wasser" zu holen.
Dabei reihen sie sich alle an einem weißen Seil auf, das sie während des Weges nicht loslassen.
Der Vorderste am Seil schöpft das Wasser. Noch am Seil festhaltend werden Gebete gesprochen, die das Wasser für die Zeremonie tauglich machen sollen.
Das Wasser wird zum Haus des Toten gebracht. Während der zweitägigen Zeremonie ist im übrigen ein Gamelanorchester im "Dauereinsatz".
Die "Riesenfiguren", die die Familie begleiten stellen andere Verstorbene dar, die die Bitte um das heilige Wasser für den Toten bekräftigen sollen.
Die beiden Gestalten in den schwarzkarierten Sarongs tragen Opfergaben für den Geist der Quelle mit sich: Spanferkel und Früchte.
Im Haus des Verstorbenen angekommen wird die nackte Leiche in aller Öffentlichkeit von allen Anwesenden gewaschen.
Dabei wird das "heilige Wasser" mit dem Waschwasser vermischt. Der Verstorbene wird in weiße Tücher gehüllt und wiederum auf Eis gelegt.
Jetzt ist die Zeit gekommen, in der Balinesen dem ansonsten verbotenen Glücksspiel frönen können. Nur bei Totenfeiern ist dies offiziell erlaubt.
Der Sinn dieser Zusammenkunft besteht darin, auf "Schutzgeister - Securities" zu warten, die über den Verstorbenen wachen sollen.
Ebenso sollen böse Geister abgewehrt werden. Nicht einmal Tieren ist es zu dieser Zeit erlaubt, dem Toten nahe zu kommen.
Am nächsten Tag werden auf dem "Wadah" dem "Totentransportturm" zunächst Opfergaben dargebracht.
Neben diesem Turm stehen schon drei Pappmascheekühe bereit. Der weiße Stier steht symbolisch für den Verstorbenen, die beiden schwarzen Tiere stellen die dem Toten vorangegangenen Menschen dar.
Die Trauergemeinde bereitet sich jetzt auf den Weg zum "Friedhof" vor.
Dazu wird zunächst die Leiche auf den Turm verbracht. Sie wird dort mit Schnüren gesichert um einem Absturz vorzubeugen.
Zwei männliche Familienmitglieder begleiten den Toten oben auf dem Turm. Einer trägt das Abbild eines Paradiesvogels, der andere einen Besen. Damit wehren sie wedelnd böse Geister während des Weges ab.
Ein Totentanz namens "Baris Gede" wird aufgeführt. Viele Männer heben dann das Bambusgerüst mit dem Turm an und die gesamte Trauergemeinde bricht auf.
Auf dem Friedhof angekommen, wird der Verstorbene vom Turm genommen und in den großen Stier geschoben. Unter dem Stier werden Opfergaben dargebracht. Der Toitentanz "Baris Gede" wird wiederholt.
Dann kommt es zur Kremation, die übrigens recht technisch abläuft. Unter dem Stier mit dem Toten befindet sich ein großer Grillrost mit zwei Ölbrennern, die von einem Faß Öl hoch oben in den Bäumen gespeist werden. Mit ihrer Hilfe werden sowohl die Rinderfiguren mit dem Toten als auch der Transportturm verbrannt.
Nach der Verbrennung bleibt nur die Familie zurück.
Ein wenig Asche wird aufgenommen. Auf einem Bananenblatt wird mit ihr das Abbild eines Menschen gezeichnet. In einem Opferritual wird diese Zeichnung gemeinsam mit vielen Opfergaben den Göttern dargebracht.
Danach wird sie in weiße Tücher gehüllt und zum Strand gebracht. Dort wird sie dem Meer übergeben, wiederum mit vielen Opfergaben.
Ein wenig Sand wird vom Strand mit nach Hause genommen und im Familientempel aufbewahrt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass der Verstorbene wieder in die Familie zurückgekehrt ist.
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