Dies sind definitiv die letzten Informationen zum Nationalfeiertag - und gleichzeitig zum Ende der moslemischen Fastenzeit. Da gibt es in einem Dorf bei Singaraja einen lustigen Brauch. Mehr dazu weiter unten.
Nationalfeiertag: Ein sogenannter Nachtbasar - der bei uns wohl einfach Volksfest genannt würde - ist der letzte Höhepunkt zu den Feierlichkeiten des Nationalfeiertages.
Schon Wochen vorher wird in den Dörfern der Umgebung Singarajas ein Volksfest gefeiert. Zum eigentlichen Gedenktag ziehen dann alle Karusellgeschäfte in die Hauptstadt des Bezirks. Es stört dabei keinen, dass gleich 2 oder 3 gleichartige Fahrgeschäfte nebeneinander stehen.
Im Vergleich zu Europa sind alle diese Vergnügungen reichlich primitiv. Lärmende Motoren übertönen die Volksfestmusik und die Antriebe der verschiedenen Riesenräder und Karusells liegen offen ohne Verblendungen - das ist auch wichtig, weil dauernd etwas kaputt geht und die Mitarbeiter ständig damit beschäftigt sind, die Technik am Laufen zu halten.
Das ganze Veranstaltungsgelände ist extrem vermüllt - für uns "Westler" sicherlich eine Spaßbremse: hier stört sich keiner daran.
Wichtig ist der außerordentliche Eventcharakter des Festes - eine der seltenen Möglichkeiten für Balinesen, gemeinsam mit der gesamten Familie aus dem Alltag ausbrechen zu können.
Da das normale Verkehrsmittel für ganze Familien hier der Motorroller (auf dem erstaunlicherweise bis zu 6 Personen Platz finden) ist, sehen die Parkplätze vor dem Festgelände denn auch eher nach Mopedausstellungen aus.
Ende der moslemischen Fastenzeit: Zu Idul Fitri (in Deutschland auch Zuckerfest genannt) gibt es ein traditionelles Hauptgericht. Ketipat. Das ist in Wurstform gepresster gekochter kalter Reis, der in Stücke geschnitten wird. Darüber kommt eine Soße aus scharf gewürzter Kokosmilch mit diversen Erdnuss/Bohnenmischungen und Hühnerfleisch. Sehr lecker.
Eigentlich ist dieser Tag wie alle moslemischen Feierlichkeiten alkoholfrei. Allerdings sitzen die Jugendlichen in dem Dorf, in dem ich das Fest erleben durfte, ab dem Vormittag in Zimmern zusammen (da ist ein Dach über ihnen und Allah sieht deswegen nichts) und konsumieren harte Alkoholika.
Der Tag danach ist für ein moslemisches Dorf in der Nähe von Singaraja seit Jahren mit einer interessanten Tradition verbunden.
Alle Einwohner vom Kleinkind bis zum Greis besuchen an diesem Tag ein Schwimmbad in Meeresnähe. Da es bis dorthin etwa 15 km sind, wird alles was irgendwie fahrbar ist eingesetzt, um die Bewohner dorthin zu bringen.
Gewusel ohne Ende ist die Folge. Kinder gehen verloren. Familiendramen spielen sich in aller Öffentlichkeit ab. Jugendliche Gangs bekriegen sich und es kommt zu Schlägereien.
Im Wasser tummeln sich so viele Menschen, dass der Eindruck einer Sardinenbüchse entsteht. Schwimmen ist sicher nicht möglich. Das macht auch nichts, da die Moslems voll bekleidet ins Wasser gehen - die Klamotten würden Schwimmen ohnehin ziemlich erschweren.
Fast jede freie Fläche wird mit Teppichen ausgelegt. Dort sitzen die weiblichen Familienoberhäupter und versorgen die Großfamilie und eventuell anwesende Freunde (wie mich zum Beispiel) mit Ketipat und Kaffee. Die jungen Männer haben hier auch wieder, zum größten Missfallen ihrer Freundinnen und Frauen, einiges an Alkohol dabei. Am Nachmittag kommt es dann zum gemeinsamen Aufbruch nach Hause, mit der Folge, dass der Verkehr auf der Straße vom Bad zum Heimatdorf nahezu zusammenbricht.
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